Öffnung der Kabelnetze möglich – Bundesnetzagentur leitet Marktforschungsstudie ein
Die potenzielle Übernahme von Unitymedia durch Vodafone schlägt doch größere Wellen als anfangs gedacht.
Nun hat sich auch die Bundesnetzagentur des Themas angenommen und offizielle eine Marktstudie in die Wege geleitet. Zwar werden Ergebnisse aus dieser erst Mitte 2019 erwartet, allerdings könnten sie zur Öffnung der Kabelnetze führen.
Neue Zeiten in der Kabelwelt
Wie ein Ereignis alles verändern kann, hat bereits die Geschichte der Privatisierung der Telekom gezeigt. Diese musste, nach dem Konzern sie die staatlichen Hände verlassen hatte, zwangsläufig ihre Netze für andere Anbieter öffnen, damit der Wettbewerb erhalten blieb. Nun könnte etwas ähnliches auch bei den Kabelnetzen der Republik möglich sein.
Durch die geplante Übernahme des Kabelkonzerns Unitymedia durch den Giganten Vodafone, sehen sich die zuständigen Behörden gezwungen, eine entsprechende Lösung zu skizzieren. Daher könnte es geschehen, dass die Bundesnetzagentur, die in diesem Fall die Hauptverantwortung trägt, mit dem Abschluss der Übernahme eine Öffnung der Kabelnetze für andere Anbieter vorschreibt.
Hintergrund dieser Überlegungen ist dabei die Tatsache, dass Unitymedia die Netze in drei deutschen Bundesländern hauptsächlich kontrolliert.
Der Rest des deutschen Kabelnetzes befindet sich in der Hand von Vodafone, welches sich immerhin auf die übrigen 13 Bundesländer ausdehnt. Bei einer Fusion würde nur noch ein Konzern – nämlich Vodafone – die absolute Marktmacht in diesem Sektor besitzen. Ein Umstand, den die Bundesnetzagentur mit Argwohn betrachtet.
Monopole gehören der Vergangenheit an
Geht es nach dem Willen von Jochen Homann – derzeit Präsident der Bundesnetzagentur – dann sollten sich die beiden großen Kabelnetzbetreiber des Landes ihrer Sache nicht zu sicher sein, so seine eigenen Worte. Homann weist in seinem Kommentar, welches bereits am 30. April veröffentlicht wurde, eindeutig darauf hin, dass eine marktmächtige Position nur eines Unternehmens, die bisher geschlossenen Strukturen der Kabelnetze, aufbrechen könnte. Dies sei, so Homann in einigen Regionen schon jetzt nicht mehr ausgeschlossen.
Konkret bezieht sich der amtierende Vorsitzende dabei auf die Großstädte, denn grade in diesen bestehe ein Überangebot an Anschlussvarianten. Dies zeigt sich zum Beispiel an der Vielzahl der lokalen Anbieter, wie etwa NetCologne oder NetAachen.
Würde hier ein einziger Konzern die Kontrolle über einen Großteil der Kabelnetze erhalten, könnte es für Firmen dieser Größenordnung schwer bis unmöglich werden, neue Kunden zu gewinnen. Die Zugänge zu diesen wären ihnen schlicht verschlossen.
Wasser auf die Mühlen
Um mehr über die Folgen einer Fusion der beiden Unternehmen zu erfahren, hatte die Bundesnetzagentur bereits Anfang Mai eine Marktstudie in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse aber frühestens Mitte 2019 erwartet werden. Im Prinzip also zu jenem Zeitpunkt, an dem der Zusammenschluss der Konzerne endgültig erfolgen soll.
Dass dieses Datum nicht zufällig gewählt ist, ist in der Branche der Internetdienstanbieter jedem klar. Die zeitliche Planung setzt auch Vodafone entsprechend unter Druck, wenn der vermeintliche Megadeal nicht in einer Zersetzung des Kabelmarktes in Kleinststrukturen enden soll.
Natürlich ist das Vorgehen der Bundesnetzagentur, Wasser auf die Mühlen derjenigen, die sich gegen den Zusammenschluss ohnehin mehr als sträuben. Allen voran steht dabei die Telekom an erster Stelle, die das Thema am liebsten ad acta legen würde. Der Grund ist auch hier natürlich offensichtlich.
Das einstige Staatsunternehmen würde sich mit einem neuen und sehr starken Konkurrenten konfrontiert sehen, welcher über ein eigenes deutschlandweites Netz verfügt, dass die Leistungsfähigkeit, der von der Telekom zum Großteil noch verwendeten Kupferleitungen, bei Weitem übersteigt. Dies würde zwangsläufig schwere Zeiten bedeuten, in denen die Telekom lange aufgeschobene Investitionen in die eigenen Netze nicht mehr zurückhalten könnte.
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