Schnellster Kabelanschluss der Republik im Test – Computerbild nimmt Vodafones Gigabit-Angebot unter die Lupe
Es ist eine magische Zahl und ihre Überschreitung hat dafür gesorgt, dass die Internetwelt in ein neues Zeitalter katapultiert wurde. Der Vodafone Red Internet & Phone 1000 Cable ist derzeit das Flaggschiff des roten Giganten und wird vom Konzern auch als solches beworben.
Doch stellt sich hier die nicht unwesentliche Frage, ob das Angebot am Ende auch hält was es verspricht und die im Raum stehenden Kosten von immerhin 69,99 Euro im Monat rechtfertigt.
Die Zeitschrift Computerbild hat sich dieser Frage angenommen und die Anbindung einem Härtetest unterzogen, der am Ende genau zeigt, wo die Stärken liegen und welches Schwächen es unbedingt noch zu beseitigen gilt.
DOCSIS 3.1 – Das Wundermittel
Auch die für die Kabelnetze von Vodafone heißt das Wundermittel DOCSIS 3.1 – der neue Standard, der bisher brachliegende Kapazitäten in den Kabelnetzen aktiviert. Schon im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen weite Teile der von Kabel Deutschland übernommen Infrastruktur, mit der neuen Technik ausgerüstet.
Allein hierdurch werden die 1.000 Mbit/s überhaupt erst möglich, denn es werden Frequenzen genutzt, die bisher bei keiner Art von Übertragung Verwendung fanden. Somit wird diese Technik als der Weisheit letzter Schluss verkauft.
In Anbetracht der Tatsache, dass echte FTTH-Anschlüsse – also Glasfaseranbindungen die direkt bis in die Häuser und Wohnungen reichen – eher selten sind, ist der Weg über den Kabelanschluss dann tatsächlich auch die beste Wahl, wenn DSL einfach zu langsam ist.
Die wie erweist sich die Leistung im Praxiseinsatz und kann hier von einer wirklichen Innovation gesprochen werden?
Erste Einschränkungen
Schon bei der Testinstallation von Computerbild kam es zu ersten Einschränkungen. Zwar wurde der Anschluss von einem Techniker von Vodafone in nur einer halben Stunde installiert – dieser Vorgang kann für gewöhnlich auch selbst durchgeführt werden, wenn keine umbauten am Anschluss erforderlich sind – allerdings kommen die Probleme mit dem neuen Router ins Haus.
Der hier verwendete Arris TG3442 stellt zwar eine außergewöhnlich schnelle Verbindung ohne Verluste her, allerdings sind die Einstellungsmöglichkeiten im System begrenzt, denn es kann weder eine integrierte DECT-Basisstation genutzt werden, noch lassen sich Rufnummern auf die selbe einfache Weise managen, wie dies bei der bekannten Fritz!Box der Fall ist.
Der Lichtblick: Der Arris kann im Bridgemodus betrieben werden, sodass eine vorhandene Fritz-DSL-Box weiterhin genutzt werden kann. Empfohlen wird dabei aber ein aktuelles Modell, wie etwa die 7590, da nur diese Systeme mit den horrenden Geschwindigkeiten mithalten können.
Der Router selbst kommt als Mietgerät daher, für welchen weitere 5,99 Euro im Monat fällig werden. All dies ist natürlich zu verschmerzen, kommt dafür doch eine unglaubliche Hochgeschwindigkeitsleitung ins Haus. Der von den Testern verwendet DSL-Anschluss lag dabei mit einer gemessenen Ausgangsbandbreite von 25 Mbit/s an. Im Vergleich zum neuen Tarif also ein Anschluss, der um bis zu 40 mal schwächer ausfällt.
Bandbreiten und Realitäten
Computerbild hat sich für den Test entsprechend viel Zeit genommen und den neuen Anschluss über Wochen hinweg getestet. Die Messungen erfolgten dabei über ein Gigabit LAN-Kabel welches direkt mit dem Router und einem angeschlossenen PC verbunden war.
Das Urteil: Bei der Hälfte aller Messungen waren die Werte als perfekt zu bezeichnen, denn mit einer Bandbreite von 950 Mbit/s im Download, lieferte das Paket genau das, was am Ende der Leitung auch ankommen sollte.
Betrachtet man aber den Durchschnitt aller Messungen, dann sehen die Ergebnisse längst nicht mehr so grandios aus. Im mittleren Durchschnitt wurden Werte von 654 Mbit/s gemessen, was zwar immer noch beträchtlich schneller als der verfügbare DSL-Anschluss ist, aber längst nicht mehr den Angaben des Anbieters entspricht.
Im Normalen Betrieb fallen solche Einbrüche allerdings nichts auf, denn schon ab einer Grenze von rund 200 Mbit/s, können Menschen keine Verzögerungen mehr wahrnehmen, wenn die Datenraten entsprechend schwanken.
Grauenvolle Sonntage
Vor allem bei Messungen, die am Abend stattfanden, zeigt der Anschluss dann seine Schwächen deutlicher. Hier gab es durchaus Einbrüche von 60 bis 70 Prozent, sodass am Ende nur noch Werte von rund 300 Mbit/s erreicht wurden. Vor allem an Samstagen – wenn die Netzauslastung besonders hoch war – traten diese Ereignisse vermehrt auf. Eine Katastrophe stellten im Test allerdings die Sonntage dar.
Besonders in der Zeit zwischen 17 und 20 Uhr – jener Periode, in denen die meisten Menschen den Ausklang des Wochenendes vor dem Fernseher oder im Internet genießen – verließ den Gigabit-Anschluss jede Energie. Hier brachen die Werte zum Teil extrem ein.
Im Durchschnitt lagen diese unter 100 Mbit/s wobei der extremste Wert mit einer Datenrate von gerade einmal 13 Mbit/s im Download gemessen wurde. Beim Upload sackte die Bandbreite hingegen häufig unter 10 Mbit/s.
Unterm Strich
Unterm Strich betrachtet lohnt sich der Anschluss, wenn viele Geräte gleichzeitig betrieben werden sollen und dabei eine gute Qualität des empfangenen Signals erforderlich ist. Abbrüche die unter Woche vorkommen, fallen in der Regel nicht auf und beeinträchtigen auch in keiner Weise die Nutzung.
Lediglich die Störungen am Wochenende bedürfen dringend einer Behebung, denn hier zeigt sich, dass das Kabelnetz sehr nutzungsabhängig aufgebaut ist und Traffic nicht für alle, ständig in der gleichen Menge zur Verfügung steht. Ein Umstand, der derzeit auch mit DOCSIS 3.1 nicht gelöst werden kann und im Zweifelsfall ein neues Lastenmanagement benötigt.
Daher die fällt die Gesamtbewertung mit einem befriedigend aus.
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