Vodafone: EU gibt grünes Licht für Unitymedia-Übernahme
Vier Tage ist es nun her, dass ein historisches Ereignis stattgefunden hat, von dem die allgemeine Öffentlichkeit allerdings keine Notiz nahm.
Dabei verändert dieser Schritt alles, vor allem aber die Landschaft der Internetprovider in der Republik, denn von nun an wird es einheitliches deutsches Kabelnetz geben.
Am 18. Juli des Jahres 2019 entschied die zuständige EU-Kommission zugunsten der Fusion von Vodafone mit dem Kabelgiganten Unitymedia.
Somit kann das Unternehmen mit dem roten V, nun die begehrten gigabitschnellen Leitungen in allen 16 Bundesländern anbieten. Ein Schritt, der weitreichende Folgen auch für zukünftige Markteinsteiger haben wird.
Die Lösung des Rätsels
Lange wurde spekuliert und gerätselt, von den Einen gehofft, von den Anderen gebangt und viele bekamen es nicht einmal mit.
Doch nun ist es offiziell und eine neue Ära der Internetversorgung hat begonnen. Die lange mehr als strittige Frage, ob Vodafone den Kabelkonzern Unitymedia übernehmen darf, wurde nun von der EU-Kommission positiv beschieden.
Damit gehen das komplette Netz sowie die gesamte technische und logistische Infrastruktur in den Besitz des Konzerns aus Düsseldorf über. Somit ist Vodafone nun der einzige Anbieter auf dem deutschen Markt, der in der ganzen Republik Kabelanschlüsse und entsprechende Internetleitungen schalten kann.
Das Ganze ist allerdings nicht ohne Auflagen möglich, denn Vodafone hatte sich seinerzeit dazu verpflichtet anderen Nutzern den Zugang zum Netz zu gewähren. Konkret handelt es sich hierbei um Telefonica, deren Marke o2 zukünftig ebenfalls dazu in der Lage sein wird, Kabelanschlüsse deutschlandweit zu vermarkten.
Allerdings wird o2 nicht über die volle Bandbreite verfügen können, denn Vodafone möchte die Datenrate für Drittanbieter gerne auf 500 bis 800 Mbit/s begrenzen – ein Umstand, der bisher noch fragwürdig ist.
Von anderen Anbietern wird ein Duopol befürchtet, die Herrschaft zweier Unternehmen in einem Marktsegment. Besonders die Telekom steht hier an erster Stelle, denn diese hatte von Anfang an Bedenken in Bezug auf die Fusion und bezeichnet das Vorhaben weiterhin als absolut inakzeptabel.
Rechtliche Schritte nicht ausgeschlossen
Während Vodafone sich mehr als erfreut zeigt und bereits von der Gigabit-Nation träumt, könnten aber immer noch rechtliche Schritte auf den Konzern zukommen. Sprecher der Telekom verkündeten bereits kurz nach der Bekanntgabe der Entscheidung der EU-Kommission, dass man eventuelle rechtliche Einwände prüfen werde.
Konkret ginge es dabei um eine Prüfung zum Schutz des Wettbewerbes, denn das Unternehmen befürchtet eine Monopolisierung des Kabelmarktes, durch welche besonders der DSL-Sektor in arge Bedrängnis kommen könnte. Die Vielfalt der Angebote könne nicht mehr gewährleistet werden.
Ganz unbegründet scheinen diese Sorgen nicht zu sein, denn immerhin steht fest, dass der Anteil von Vodafone am Kabelmarkt signifikant wachsen werden. So wird damit gerechnet, dass das Unternehmen die Zahl seiner Kunden von 6,5 auf 10 Millionen Nutzer erhöhen könnte.
Allein jene User, die bisher ihren Anschluss bei Unitymedia unterhalten, gehen mit der Fusion unweigerlich in den Kundenbestand von Vodafone über.
Mögliche Regulierung
Bisher hat sich die verantwortliche Behörde in Deutschland – die Bundesnetzagentur – noch nicht zur Entscheidung der EU-Kommission geäußert. Allerdings kündigte man hier schon im Jahre 2018 an, dass eine genaue Überprüfung der Aktivitäten nicht ausgeschlossen sei.
Würde es zu übermächtigen Positionen regional oder auch im ganzen Land kommen, dann würde man eine Regulierung des Kabelmarktes durchaus in Betracht ziehen. Das hier nicht zimperlich vorgegangen wird, bewies die Behörde erst Kurzem, denn sie erlegte Vodafone, jüngst ein Bußgeld von 100.000 Euro auf.
Allerdings ging es dabei um unerlaubte Telefonwerbung, denn die Strafen für Wettbewerbsverstöße können noch deutlich höher ausfallen.
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