Die Einheit des Netzes – Vodafone und Unitymedia – eine Bestandsaufnahme

Gut anderthalb Monate ist es bereits her, seitdem die beiden Kabeldienstleister Unitymedia und Vodafone defacto zu einem Unternehmen verschmolzen sind. Inzwischen hat sich hier viel getan, denn neben neuen attraktiven Angeboten für die Kunden, verändert sich auch die Struktur der Konzerne selbst, grundlegend.

Es entsteht eine Einheit mit technologischen und marktwirtschaftlichen Vor- und Nachteilen. Auf der einen Seite profitieren die Kunden von vielen neuen Produkten, die derzeit von Vodafone en Masse auf den Markt geworfen werden.

Die Rückseite der Medaille könnte allerdings eine Zersplitterung in Kleinstangeboten sein, welche am Ende ein unüberschaubares Konglomerat erzeugen würde. So schwankt man bei Unitymedia und Vodafone zwischen einer Stimmung des Aufbruchs und der Konfusion, wenn es darum geht, den Kunden mit Highend-Produkten aller Art zu überfluten.

Die Shop-Zentralen

Seit dem ersten August ist es soweit. Vodafone und Unitymedia sind ein Unternehmen – letztlich hatte die zuständige EU-Kommission der als Mega-Deal titulierten Fusion, doch ihre Zustimmung erteilt. Wenngleich auch unter Auflagen.

Im Zuge der Umstrukturierung werden als erstes die Shops von Unitymedia an die neuen Verhältnisse angepasst. Mittlerweile können in diesen die Festnetz- und Mobilfunk-Produkte beider Konzerne gebucht werden. Dies soll zum einen die verstärkte Präsenz von Vodafone deutlich mach, auf der anderen Seite aber auch die Zusammenführung der unterschiedlichen Breitbandtarife vereinfachen.

Doch sollen die Shops in Zukunft auch eine andere Funktion erfüllen, denn sie sollen zu Zentralen der neuen Gigabit-Welt ausgebaut werden. In ihnen wird nach Plänen der Düsseldorfer dann alles zusammenlaufen, was mit dem deutschlandweiten Highspeed-Netz in Verbindung steht.

In gewisser Weise handelt es sich hier also um eine Ausgliederung, denn bisher war es vor allem der telefonische Support, der diesen Status für sich verbuchen konnte.

„Die Menschen wünschen allerdings eine direktere Form der Kommunikation, gerade wenn es um Technologien geht, die neu in den Markt eingeführt werden wie beispielsweise bei 5G oder den neuen Kombiangeboten von Unitymedia und Vodafone

…heißt es aus Unternehmenskreisen. Allerdings haben die Mitarbeiter auch alle Hände voll zu tun, denn sie müssen nun die Produktpaletten zweier Firmen erklären können, die selbstverständlich an vielen Punkten noch nicht so ganz zusammenpassen.

Wenn das DSL mit dem Kabel

Zugleich überschneiden sich nun die Einflussgebiete zweier Technologien, nämlich DSL und Kabel-Internet. Somit macht steht Vodafone vor dem Problem hausinterner Konkurrenz, was zum Teil zu gewagten Schritten führt.

Bereits Mitte August stellte das Unternehmen ein Angebot vor, bei dem DSL-Kunden im bisherigen Einzugsbereich von Unitymedia, nun direkt auf einen Kabelanschluss wechseln könnten, ohne das dabei noch bestehende Laufzeiten beachtet werden müssen.

Was auf den ersten Blick nach einem gelungenen Schachzug klingt, stellt den Konzern allerdings vor Herausforderungen. So geschah es in den letzten Wochen, dass so mancher Vertragsnehmer die Chance nutzte und sich aus dem DSL-Vertrag stahl, indem er in den Kabeltarif wechselte. Da hier ein vierzehntägiges Widerrufsrecht gewährt werden musste, nahmen die Kunden in besagten Fällen, dieses auch unverzüglich in Anspruch.

Was nach eher marginalen Problemen klingt zeigt aber deutlich, dass die bisherigen Strategien nicht so ausgereift sind, wie man sich dies vielleicht wünschen mag.

In erster Linie ist es aber die Gier nach Kunden, die Vodafone Steine in den Weg legen könnte. So werden viele Produkte – beispielsweise jene in Bezug auf 5G – zur Förderung der Verbreitung des Standards, kostenlos offeriert.

Was für den Kunden ein gutes Geschäft sein mag, bedeutet für Vodafone – trotz aller Kalkulationen – allerdings Verluste. Schließlich müssen auch die immensen Ausgaben der 5G Auktion gegenfinanziert werden. Ein Umstand, denn das Unternehmen selbst immer wieder betont. Auch die Übernahme von Unitymedia kostete die Düsseldorfer letztlich stolze 18,4 Milliarden Euro.

Die Highlights

Dennoch sollen die Highlights für die User nicht außer Acht gelassen werden. So verteilt man derzeit umfangreiche Willkommensgeschenke, besonders für jene, die noch nicht alle Verträge beim roten Giganten abgeschlossen haben.

Etwa erhalten Nutzer eines bestehenden Unitymedia Kabelanschlusses einen aktuellen LTE Router mit 100 GB an Traffic im ersten Jahr kostenlos, sofern diese noch keinen Mobilfunkvertrag besitzen. Auch die Multilayer-Technologie kommt vermehrt zum Tragen, denn die neuen Red- und Young-Tarife bieten 5G kostenlos an.

Die Giga-Kombis können nun auch mit dem Festnetz von Unitymedia kombiniert werden. Bei diesen Produkten wurden die Preise massiv gesenkt, sodass eine enorme Sparwelle auf die Kunden zurollt. Im Übrigen kann der Wechsel zwischen den beiden Netzen kostenlos erfolgen, es werden keine weiteren Anschlussgebühren oder sonstige Kosten berechnet.

Um zu überzeugen setzt Vodafone auf Sicherheit, denn wer sich heute für den Wechsel in das Netz von Unitymedia entscheidet, behält seinen alten DSL-Anschluss solange, bis die neue Kabelanbindung vollständig geschaltet wurde. Ein gutes Zeichen dafür, dass sich die Dramen vergangener Tage, nicht wiederholen sollen.

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