Der Traum vom schnellen Netz – Düstere Prognosen für die Zukunft

Das schnelle Internet auch in den ländlichen Regionen, dies war eine der Bedingungen die den teilnehmenden Konzernen bei der 5G Auktion gestellt wurde.

Doch momentan erscheint es so, als wenn es bei den guten Vorsätzen bleiben würde, denn besonders Vertreter der Wirtschaft, sehen in naher Zukunft keine Veränderungen.

So rechnet beispielsweise Industrievertreter Dieter Kempf damit, dass auch in den nächsten fünf Jahren weder 5G noch 4G in abgelegenen Gebieten zur Verfügung stehen wird.

Schuld daran seien aber nicht nur die Unternehmen, sondern vor allem die Politik, welche Fehler der Vergangenheit erneut begangen hat.

Langsam für immer?

Eine Prognose für die Zukunft in fünf Jahren: In den ländlichen Regionen Deutschlands steht nur 3G zur Verfügung. Nur wenige kleine Orte sind tatsächlich an das Hochgeschwindigkeitsglasfasernetz angebunden, der Rest muss mit Standards leben, wie sie zur Jahrtausendwende aktuell waren.

Auch in anderen Bereichen der Kommunikation wird der versprochene digitale Aufschwung ausbleiben. So wird es keine IP-TV Anbindung geben und selbst einfachste Anwendungen die in den großen Ballungsgebieten zum Alltag gehören, stehen auf dem Land nicht zur Verfügung.

Was sich anhört, als spreche man über gestern, ist tatsächlich das Bild, das von Vertretern der Wirtschaft und der Industrie derzeit gezeichnet wird. Ein Daten-Deutschland, in welchem besonders entlegene Orte von der modernen Entwicklung abgehängt wurden.

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) ist dabei einer der schärfsten Kritiker des Breitbandausbaus und zugleich federführend, wenn es um das Zeichnen entsprechender futuristischer Entwicklungen geht.

Nur das es sich hier nicht um eine Fiktion handelt, sondern um nackte Realität. Sinngemäß äußerte sich kürzlich der Präsident des BDI, Dieter Kempf, in Bezug auf die aktuellen Vorhaben seitens der großen Interprovider aber auch den Plänen des Bundes, zur Erweiterung der Netze.

Er sehe einen Stillstand, denn der Staat habe mit der 5G Auktion vor allem eines erreicht – es wurde Geld aus dem Markt gezogen. Mittel die an anderer Stelle dringend benötigt würden.

Fehler der Vergangenheit

Kempf kritisiert dabei vor allem einen Grundfehler, welcher bereits bei der Versteigerung der UMTS-Frequenzen, Anfang des Jahrtausends begangen wurde.

Dieser habe sich bei der aktuellen Auktion auf erschreckende Weise wiederholt. So habe der Bund zwar Frequenzbänder versteigert, allerdings nicht die Flächen, auf denen die entsprechenden Sendeanlagen errichtet werden können.

Hierbei handelt es sich in erster Linie um unrentable Zonen, die in Verbindung mit einer konkreten Ausbaupflicht, hätten mit angeboten werden sollen. Schon bei UMTS entstand dadurch ein Flickenteppich, der bis heute nicht geschlossen werden konnte.

Ähnlich sieht es auch bei den Glasfaserleitungen aus, wobei Kempf diese als kostenineffizient betrachtet. Allein der Aufwand für die Verlegung sei zu hoch, als das Unternehmen ein Interesse haben könnten, solche Projekte schnell umzusetzen.

5G ist vor allem für die Industrie interessant, denn durch die geringen Latenzzeiten die quasi in Echtzeit reagieren, als auch die hohen Bandbreiten, lassen sich Prozesse und Maschinen wesentlich besser kontrollieren.

Zudem könnten Netze für selbstfahrende Fahrzeuge errichtet werden, denn mittels 5G steht diesem Unterfangen nichts mehr im Wege. Allerdings hinterlasse all dies einen bitteren Nachgeschmack, so Kempf weiter.

Zwar profitieren Konzerne, die sich die jeweiligen Technologien leisten können, doch durch die Tatsache bedingt, dass die 5G Frequenzen hierzulande deutlich teurer sein als in anderen Staaten, würden Investitionen massiv gehemmt werden.

Neue Behörde geplant

Bereits Hannes Ametsreiter, Chef von Vodafone Deutschland, hatte den enormen Kosten der Versteigerung Kritik geübt. Zwar fließen die eingenommenen Mittel an den Bund und sollen für den digitalen Ausbau verwendet werden, allerdings ist nicht festgelegt, in welchem Umfang dies geschieht.

Zudem seien die Strukturen zu unübersichtlich, denn die Bundesnetzagentur kümmere sich nur um die Verwaltung der bestehenden Infrastruktur und die Vergabe neuer Lizenzen.

Mit dem Ausbau an sich habe sie nichts zu tun, sodass der Weg immer nur über die diversen Gremien in der Bundesregierung führt.

Allerdings haben auch die Regierungsvertreter die Not erkannt und wollen nun demgemäß handeln. In Zukunft soll es eine Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft geben, welche sich mit der Errichtung von Funkmasten befasst und hierzu auch direkt die benötigten Baugenehmigungen erteilen kann.

Somit sollen Projekte schneller in die Tat umgesetzt werden können, denn der Umweg über andere Behörden stünde dann nicht mehr zur Debatte. Zudem soll die neue Behörde dort eingreifen, wo es keine wirtschaftlichen Interessen geben und somit nur durch staatliche Intervention ein entsprechendes netz errichtet werden können.

Wann die neue Gesellschaft aber Arbeitsfähig sein wird und ob es sie in der beschriebenen Form überhaupt geben wird, ist noch nicht klar.

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