Zeitenwechsel: Amazon setzt auf Prime Video und schließt den DVD-Verleih Lovefilm
Neue Technologien bringen immer auch Marktumwälzungen mit sich. Im Filmbereich lässt sich dies bereits seit einiger Zeit in vielen deutschen Städten beobachten: Die meisten Videotheken sind längst aus dem Stadtbild verschwunden.
Schuld daran haben die großen Streaminganbieter. Für die Kunden ist es schlicht viel bequemer, die Filme online auszusuchen und direkt anschauen zu können. Auch Strafgebühren wegen nicht zurückgebrachter DVDs oder Blue-rays können so gar nicht erst anfallen.
Im Internet haben sich allerdings noch einige Online-Videotheken gehalten, die wie eine Art Mischung aus klassischer Videothek und Streamingdienst funktionieren: Kunden zahlen einen monatlichen Beitrag, können dafür Filme online aussuchen und erhalten diese dann zugeschickt.
Lovefilm stellt Ende Oktober den Betrieb ein
Interessanterweise war Amazon lange Zeit ein großer Spieler auf diesem Markt und übernahm im Jahr 2011 den britischen Anbieter Lovefilm.
Dieser war und ist auch auf dem deutschen Markt aktiv. Erste Zweifel am Fortbestand des Geschäftsmodells kamen allerdings auf, als im Jahr 2014 in Deutschland das Streamingangebot Amazon Prime Video auf den Markt kam.
Damals allerdings betonte der US-Konzern noch, Streamingdienst und Online-Videothek dauerhaft parallel betreiben zu wollen. Inzwischen ist allerdings klar, dass diese Aussage keinen Bestand mehr haben wird: Lovefilm stellt Ende Oktober den Betrieb komplett ein.
Film- und Serienfans sollen stattdessen auf das Angebot von Amazon Prime Video verwiesen werden.
Fünfzig Mitarbeiter sind von der Schließung betroffen
In der Praxis haben ohnehin die meisten Kunden diesen Wechsel bereits vorgenommen. So begründet Amazon die Schließung in einer Stellungnahme mit den Worten: „In den letzten Jahren haben immer mehr Kunden Streaming-Services in Anspruch genommen, während gleichzeitig die Nachfrage nach DVDs und Blu-rays zum Ausleihen gesunken ist.“
Genaue Zahlen wie viele Kunden tatsächlich noch regelmäßig bei Lovefilm aktiv waren, wurden allerdings nicht bekannt gegeben. Betroffen von der Schließung sind allerdings auch die rund fünfzig Mitarbeiter am Amazon-Versandzentrum in Elmshorn.
Von dort wurde der Versand der DVDs organisiert, nun aber wird der Standort komplett geschlossen. Amazon will den betroffenen Mitarbeitern allerdings neue Jobs an anderer Stelle anbieten.
Netflix verschickt in den USA weiterhin DVDs
Neben Amazon Prime Video und anderen Streamingdiensten wie Maxdome hofft auch die Online-Videothek Videobuster von der Schließung von Lovefilm zu profitieren. Dort geht man davon aus, dass auch zukünftig genug Leute Filme und Serien auf DVD oder Blue-ray genießen möchten.
Dieser Meinung scheint man auch bei Netflix zu sein. Der große Konkurrent von Amazon Prime Video begann einst auch als Online-Videothek. Heute stellt das Streaming zwar den bei weitem größeren Geschäftsbereich dar.
Kunden in den Vereinigten Staaten können sich aber auch weiterhin DVDs zuschicken lassen. Bisher sind zudem keine Pläne bekannt, diesen Service zeitnah einstellen zu wollen. Angaben über die Zahl der Nutzer gibt es aber auch hier nicht.
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