Geteiltes Netz – Vodafone vermietet Kapazitäten an O2

Es ist wie in der Anfangszeit der DSL-Anschlüsse. Damals hatte das einstige Staatsunternehmen und Monopolist – die Telekom – zwangsweise die Netze für alle anderen Anbieter auf dem Markt öffnen müssen.

Nun geschieht dies auf freiwilliger Basis, allerdings ist es jetzt Vodafone, welches mit einer beinahe Monopolstellung, Bereitschaft zur Öffnung der eigenen Kabelinfrastruktur zeigt.

Vermieten möchte man diese Kapazitäten an O2, ein Unternehmen, das bisher noch keinen Zugang zu diesen Kanälen hat.

Allerdings geschieht all dies nicht aus Altruismus, sondern aus einer Notwendigkeit heraus, denn momentan steht die wohl größte Fusion der deutschen Geschichte, unter einem schlechten Stern.

Freiwillige Öffnung

Vodafone hat vergangene Woche eine interessante Idee bekannt gegeben, die in der Republik bisher einzigartig ist. Das Unternehmen möchte freiwillig seine Kabelinfrastruktur öffnen und diese Kapazitäten an O2 vermieten.

Somit können Kunden des Mobilfunkbetreibers mit dem großen O in Zukunft nicht nur auf schnelle DSL-Anschlüsse zurückgreifen, sondern sich auch auf ultraschnelle Kabelnetzanbindungen im Gigabit-Bereich freuen.

Im Mobilfunk ist dieses Konzept inzwischen Gang und Gebe – im Kabelsegment jedoch eine völlig Neuheit, denn bisher handelten hier alle Konzerne als echte Monopolisten, die kein anderes Unternehmen im eigenen Hof duldeten.

Allerdings geschieht die Freigabe nicht aufgrund reinen Altruismus, sondern aus taktischem Kalkül. Derzeit scheint es so, dass die Übernahme von Unitymedia durch Vodafone von der zuständigen EU-Kommission wohl abgelehnt wird.

Die Befürchtungen seitens der Wettbewerbswächter, dass hier ein nationaler Gigant entstehen könnte, der keinen Grund sehen würde, die technologische Entwicklung in diesem Bereich voranzutreiben, scheinen derzeit einfach zu groß.

Zudem könnte die Quasi-Alleinstellung als Kabelnetzbetreiber dazu führen, dass Vodafone die Einspeisungsentgelte diktieren und somit die Sender unter Druck setzen könnte. Durch die freiwillige Öffnung möchte das Unternehmen aus Düsseldorf, dem nun entgegenwirken.

Deutliche Vorteile

Vodafone sieht in der Öffnung der Netze einen bedeutenden Schritt, denn somit würde die befürchtete Monopolstellung verhindert werden. Zudem steht der Gedanke im Raum, der Telekom ein ebenbürtiges deutschlandweites Netz entgegenzustellen, denn bisher ist sie das einzige Unternehmen, welche im ganzen Land DSL-Anschlüsse offerieren könne.

Genau an diesem Punkt sieht Vodafone auch erhebliche Vorteile für den Kunden, denn durch den aktuellen Vorstoß hätten diese letztlich zwischen drei großen Anbietern die Wahl, was den Wettbewerb deutlich steigern würde. Genau die gegenteilige Situation also, die von der EU-Kommission befürchtet wird.

Allerdings sind die Probleme damit noch nicht beseitigt, denn es bleiben die Fernsehsender, die um ihre Verhandlungsfreiheit fürchten. Diese möchten unbedingt verhindern, dass ihnen die Einspeisungsentgelte von einem großen Konzern diktiert werden, sodass man unwillkürlich die Entscheidungen von Vodafone hinnehmen müsste.

Auch der Branchenverband der deutschen TV-Unternehmen sieht erhebliche Einschränkungen in einer Fusion, denn allein die Tatsache, das zwei große Kabelkonzerne existieren, offeriert derzeit noch die Verhandlungsfreiheit, zu welchen Preisen man, welche Inhalte in das jeweilige Netz übertragen würde.

IP-Angebot zur Versöhnung

Doch auch in diesem empfindlichen Metier möchte Vodafone ein Friedensangebot unterbreiten. So sollen den Sendern bestimmte Verbindungsqualitäten auf IP-Basis – also über das Internet – garantiert werden.

Die TV-Anstalten hätten somit gleich zwei Kanäle der Übertragung zur Verfügung, einmal die klassische Variante über Kabel und die moderne Methode des Streamings, ohne das hierfür zusätzliche Entgelte anfallen.

Auf der anderen Seite könnte das Unternehmen so auch in Konkurrenz mit Exaring treten, die mit ihrem Angebot Waipu TV und einem eigenen Kabelnetz, inzwischen einen feste Position im Markt erobert haben. Wann genau und ob überhaupt die entsprechenden Verträge abgeschlossen werden, ist nicht klar.

Dies hängt einzig und allein davon ab, ob die EU-Kommission aufgrund der Vorschläge, ihre Einstellung zur Übernahme von Unitymedia durch Vodafone noch einmal überdenkt.

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