Hohe Forderungen – Streit zwischen 1&1 Drillisch und O2
Die 1&1 Drillisch AG ist einer der wenigen Mobilfunkprovider, der mit O2 einen unregulierten Partnerschaftsvertrag abgeschlossen hat. Hierdurch wurde die Drillisch in die einzigartige Position versetzt, das Netz von O2 auf ganz eigene Art und Weise nutzen zu können.
Für die festgelegten 30 Prozent, waren dann auch recht humane Entgelder fällig. Nun hoffte die Drillisch AG auf eine weitere Senkung der Preise, sodass aufgrund der Einsparungen, Kapital in den Aufbau des eigenen Netzes fließen könne.
Allerdings hat man sich hier scheinbar wohl verkalkuliert, denn das in die Wege geleitete schiedsgutachterliche Verfahren, entwickelte sich nicht zum Vorteil für den Newcomer unter den Mobilfunkbetreibern.
Im Gegenteil könnten jetzt sogar massive Zahlungen fällig werden.
Ein kühner Vorstoß
Die Partnerschaft zwischen der 1&1 Drillisch AG und der Marke O2 der Telefonica existiert nun viele Jahre. Dabei hatte sich alles auch recht gut entwickelt. Drillisch durfte 30 Prozent der Netzkapazitäten für sich in Anspruch nehmen und diese sogar an Dritte vermieten, wenn es den eigenen Geschäftsinteressen zuträglich war.
Zudem räumte man sich seinerzeit das Recht ein, in einem schiedsgutachterlichen Verfahren, über die Höhe eventueller Preisanpassungen entscheiden zu lassen.
Genau von dieser Möglichkeit machte man nun Gebrauch, ganz in der Hoffnung, man könne durch diesen Prozess rückwirkend bis September 2017, die Vorleistungskosten erheblich senken.
Doch wie es derzeit scheint, entsprach der Gutachter nicht dem Willen des Unternehmens, sondern sieht derzeit eher die Interessen von O2 gefährdet. Somit würden die Zahlen der vergangenen Jahre weiterhin auf dem von Drillisch nicht erwünschten Niveau verbleiben.
Noch dazu muss das Unternehmen in diesem Jahr eine Preiserhöhung seitens der Telefonica hinnehmen, welche auch durch das Schiedsverfahren keinen Aufschub erfährt. Zwar sind derzeit noch drei unabhängige Prüfverfahren im Gange, allerdings kann anhand dieser ersten Entscheidung davon ausgegangen werden, dass auch diesen keine positive Entwicklung beschieden sein wird.
Somit mahnt die jetzige Situation die Dirllisch AG zumindest zur Vorsicht, was auch die in die Wege geleiteten Maßnahmen beweisen.
Fallen Kurse und steigende Kosten
Drillisch kam nach der aktuellen Entwicklung nicht umhin, eine Gewinnwarnung für die Anleger auszusprechen. Dies bleib nicht ohne Konsequenzen, den der Börsenkurs notierte mit einem Abfall von rund 20 Prozent, auf den niedrigsten Wert seit 2011. Damals wurde der 1&1 Drillisch bereits das Ende beschieden.
Unsicherheiten unter den Aktionären und auch im eigenen Lager, paralysieren derzeit das Unternehmen und tragen massiv dazu bei, dass die hoch gesteckten Ziele für die nächsten Jahre, wohl in weite Ferne rücken werden.
Noch dazu hat O2 eine eigene Prüfung initiiert, mit deren Abschluss im Verlauf des Jahres 2020 gerechnet wird. Hier könnten auf Drillisch nochmals Beträge im dreistelligen Millionenbereich zukommen, denn die Ansprüche richten sich auf Frequenznutzungsrechte, welche in der Auktion 2015 erworben wurden.
Konkret geht es um eine Kostenbeteiligung der Drillisch AG, aus welche bis heute noch offene Positionen resultieren sollen. All dies schwächt natürlich das Unternehmen, zu welchem auch die Marke 1&1 gehört erheblich.
Somit haben sich wohl auch die Pläne für das eigene 5G Netz geändert, denn gerade bei diesem war 1&1 auch die Kooperation von O2 angewiesen.
Verzögerungen wahrscheinlich
Das eigene Mobilfunknetz von Drillisch steht somit vor schweren Hürden, die es nun zu überwinden gilt. Auf der einen Seite geht dem Konzern ein erhebliches Maß an Kapital verloren. Dieses wäre aber dringend notwendig, um den Aufbau der eigenen Infrastruktur voran zu treiben.
Doch hat Drillisch eventuell auch einen wichtigen Partner verspielt, denn ohne O2 wird das Unterfangen der Errichtung einer eigenen Netzstruktur fast unmöglich. Nur mittels eines National-Roaming-Abkommens, könnten sofort in ganz Deutschland Angebote geschaltet werden.
Hierzu muss O2 dem Netzzugang nicht nur zustimmen, auch die Kosten hier für entrichtet werden müssen, dürfen in keinem Fall zu hoch ausfallen. Gerade in diesem Punkt könnte die Telefonica nun aber der 1&1 Drillisch AG einen erheblichen Strich durch die Rechnung machen.
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