Ausbau stagniert – Freenet TV und eine ungewisse Zukunft
Es klang so, als könnte nichts mehr den Aufstieg aufhalten. Terrestrisches Fernsehen – jene Ausstrahlungsmethode, die schon in der Anfangszeit dieses Mediums die Inhalte in die Wohnzimmer brachte, sollte zu neuem Leben erweckt werden.
Dieses Mal jedoch auf Basis digitaler Standards, sodass eine hervorragende Qualität ohne wetterbedingte Unterbrechungen geliefert werden sollte. Der wohl größte Anbieter in diesem Bereich ist Freenet TV und inzwischen auch einer der wenigen, die diese Übertragungsart noch im Portfolio haben.
Dies hat auch einen Grund, denn wirft man einen Blick auf die Empfangskarten, so zeigen sich immer noch gewaltige weiße Flecken. Diese werden, sobald auch nicht geschlossen werden können.
Terrestrische Übertragung in der Krise
Der terrestrische TV Standard DVBT2 steckt in einer Krise. Hierzu bedarf es keiner umfangreichen Analysen, es muss lediglich ein Blick auf die Empfangskarten geworfen werden. Bewegt man sich in Richtung Südwesten, so wird schnell deutlich, dass hier die Abdeckung nicht mehr gegeben ist.
Spätestens in der Region um Schweinfurt ist die Karte dann weiß und hier kann auf diesem Wege überhaupt kein Signal mehr empfangen werden. Genau dieser Umstand macht dem Anbieter Freenet TV zu schaffen.
Das Geschäft läuft gut – keine Frage, nur eben nicht im DVBT-Markt. Über Satellit kann der Anbieter viele neue Abonnenten vorweisen. Doch allein aufgrund der Tatsache, dass viele Teile der Republik durch die fehlende Infrastruktur nicht versorgt werden können, macht das Angebot für die Nutzer eher uninteressant.
Hinzu kommen auch vergleichsweise hohe Kosten für die Empfangsgeräte. Während ein einfacher Satelliten-Receiver schon für etwas mehr als 30 Euro zu haben ist, muss ein DVB-T Receiver mit bis zu 60 Euro oder noch mehr bezahlt werden.
Stagnierender Ausbau
Ein Grund für die derzeitige Situation ist der stagnierende Ausbau. Große Fernsehanbieter richten ihr Hauptaugenmerk derzeit eher auf die Integration ihrer Inhalte in das Internet, denn dank wachsender Bandbreiten, lassen sich auch auf diesem Wege inzwischen HD und sogar UGD Inhalte verbreiten.
Gerade UHD kann aber auf terrestrischem Weg nur schwer in die Wohnzimmer gebracht werden, was wiederum eine Abschreckung für viele potenzielle Kunden ist, die den Umstieg auf diese Technik sehnlichst erwarten.
Freenet TV allein ist derzeit nicht in der Lage, die Empfangsbereich in einem größeren Maß auszubauen, denn hierfür sind erhebliche Investitionen erforderlich. Zudem muss sich ein solcher rentieren, was aber durch das nachlassende Interesse nicht gegeben ist. In Regionen, in denen das Internet schlecht ist, gibt es definitiv Satellit und niemand möchte wirklich auf die Erschließung dieser Regionen durch DVB-T warten.
Aufwendige Maßnahmen
Freenet TV weißt selbst darauf hin, dass der Empfang auch über Außenantennen möglich ist. Diese können beispielsweise auf dem Dach installiert werden, sodass auch ein schwaches Signal noch zu einem angemessenen Bild führt. Allerdings ist die Installation nur mit einem erheblichen Aufwand möglich, den nicht jeder betreiben möchte, nur um einfaches Fernsehen nach Hause zu holen.
Somit bewegt sich DVB-T auf eine Krise zu, die über Kurz oder lang eventuell zu einem Verschwinden dieser Technik führen könnte.
Freenet TV wird es als einen der bedeutendsten Anbieter als erstes treffen. Eventuell kann die Technik noch einmal einen Aufschwung erhalten, wenn der geplante DVB-T3 Standard dann doch noch das Licht der Welt erblickt.
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