5G – Es hat begonnen
Heute, am Dienstag – den 19.03.2019 – änderte sich die Welt. Die Versteigerung der neuen 5G Frequenzen hat begonnen und mit ihnen wohl auch ein neues Zeitalter.
Der Staat rechnet an dieser Stelle mit Milliardeneinnahmen, die Industrie möchte moderne Anwendungen auf den Markt und die Mobilfunkkonzerne wittern gerade bei den Großkunden ein Absatzpotenzial, welches alles bisher da gewesene übersteigt.
Mit dem Einstieg der 1&1 Drillisch AG kam nun auch noch ein weiterer Bieter mit dazu, der den Preiskampf um die begehrten Lizenzen weiter anheizt. So scheint es, dass an diesem schicksalhaften Tag, die Uhren für eine neue Welt auf Null gestellt wurden.
Die Latte liegt sehr hoch
Schon am ersten Tag der Versteigerung wurde die Hürde für den Einstieg sehr hoch angesetzt.
Die 1&1 Drillisch – erstmals Teilnehmer einer solchen Auktion – gab gleich zum Starttermin Gebote von mehr als 314 Millionen Euro ab. Dabei betrifft dies nur die ersten drei Runden, die Versteigerung selbst kann sich Wochen hinziehen.
Somit könnten die Preise ins Unermessliche steigen, was besonders den Bund mehr als freuen dürfte.
Hier rechnet man derzeit schon mit Milliardeneinnahmen, denn die Konkurrenz – namentlich die Telekom, Vodafone und Telefonica – werden sich in keinem Fall die Butter vom Brot nehmen lassen.
Gerade aufgrund der Möglichkeiten, die die neue verheißungsvolle mobile Zukunft verspricht, möchte hier jeder sein Stück vom Kuchen abhaben. Auf der einen Seite wird der Traum von selbstfahrenden Fahrzeugen propagiert, auf der anderen Seite stehen Industrieanwendungen im Raum, die die voll automatisierte Fabrik endlich Wirklichkeit werden lassen könnte.
Noch viele weitere Ideen dieser Art kursieren schon seit Monaten, wodurch schnell deutlich wird, dass es sich zumindest für die Großkonzerne, bei 5G um eine Schlüsseltechnologie handelt.
Preiskämpfe ohne gleichen
Mit dem Einstieg der Drillisch AG werden nun erhebliche Preiskämpfe um die 41 zu vergebenden Frequenzpakete erwartet. Diese liegen im Bereich zwischen 2 und 3,6 GHz, wobei die Frequenzen zwischen 3,7 und 3,8 GHz, speziell für lokale Zonen freigehalten werden sollen.
Dies wird jenes Segment sein, in welchem auch Anbieter wie Netcologne ihre Gebote abgeben werden, denn besonders dieses Unternehmen hatte schon im Vorfeld zur Versteigerung angekündigt, ein eigenes regionales 5G Netz aufbauen zu wollen.
Für Drillisch ist das Ganze allerdings auch etwas einfacher, als für die alten Platzhirsche der Branche, die schon seit langem Erfahrungen mit den entsprechenden Prozessen haben. Das Unternehmen durfte mit erleichterten Bedingungen in die Auktion einsteigen, um eine gewisse Chancengleichheit zu gewährleisten.
Die Bundesnetzagentur äußerte sich dazu in dem Sinne, dass es einem Neuling wesentlich schwerer Fallen wird, entsprechende Strukturen zu errichten, als jenen, die schon lange am Markt sind und somit über die notwendigen Einrichtungen verfügen würden. Allerdings wird dies von anderer Seite wieder als unfair angemahnt, denn es ist tatsächlich so, dass Drillisch von den hohen Auflagen zum größten Teil befreit wurde.
Flächenabdeckung unmöglich
Die Bundesnetzagentur hatte es, mit Ausnahme von Drillisch, allen Teilnehmen zu Auflage gemacht, spätestens bis 2022 eine flächendeckende Versorgung von 98 Prozent aller Haushalte innerhalb jedes Bundeslandes zu erreichen.
Zudem sollen alle Bundesautobahnen, die größten Bundesstraßen und die kompletten Schienenwege, bis zum Ende des genannten Jahres, mit dem neuen Standard versorgt sein. Das es sich dabei um ein unmögliches Unterfangen handele, wurde bereits von den drei großen der Branche angeprangert.
So hatten die Telekom, Vodafone und Telefonica jeweils für sich, eine Klage angestrebt, welche diese Auflagen verhindern sollten. Allerdings wurde sie am Ende dennoch zum Bestandteil des Vergabeprozesses erklärt, sodass man nun mit den Umständen zurechtkommen müsse.
Abgeschreckt hat es diese Konzerne jedenfalls nicht, denn bei der Auktion sind sie derzeit sehr bestrebt, den neune Konkurrenten deutlich zu überbieten. Allerdings hat die Drillisch AG ein Faustpfand – das Unternehmen sicherte sich nämlich bei einem europäischen Bankenkonsortium, liquide Mittel in Höhe von mehr als 2,8 Milliarden Euro.
Sollten diese Summen in den Topf geworfen werden, dann würde es für die restlichen Teilnehmer sehr schwer werden, noch höhere Gebote einzureichen.
Milliardengrab oder Zukunftschance
Mit dem Beginn der 5G Auktion verstärkt sich auch zusehends die Diskussion darum, ob der neue Funkstandard eine zukunftsweisende Innovation oder doch eher ein Milliardengrab sein wird. Branchenkenner monieren, dass allein die hohen Ausgaben für die Ersteigerung der Lizenzen und der darauf folgende verpflichtende Ausbau der Netze, dazu führen könnten, dass kaum noch Geldmittel für den Ausbau des 4G Netzes (LTE) zur Verfügung stehen würde.
Dies hätte aber gewaltige Konsequenzen, denn 5G ist einfach nicht für eine großräumige Versorgung geeignet.
Da es sich um sehr kurze Wellenlängen handelt, können nur recht kleine Bereiche mit dieser Technik versorgt werden. Somit müssten zwangsläufig mehrere zehntausend neue Sendestationen in der ganzen Republik installiert werden. Ein Vorhaben, dass nach Schätzungen bis zu 500 Milliarden Euro verteilt auf alle teilnehmenden Konzerne, verschlingen könnte.
Zwar ließ sich Thomas Oppermann (SPD), seine Zeichens Vizepräsident des Deutschen Bundestages, beim Beginn der Versteigerung dazu hinreißen, von europäischen Netzwerklösungen zu träumen, allerdings ist noch nicht einmal sicher, dass der Ausbau in anderen Mitgliedsstaaten so massive betrieben wird, wie dies in Deutschland gefordert wurde.
Kaum Anwendungen für den privaten Sektor
Im Vorfeld zur Auktion machte auch eine andere Theorie die Runde, die nun in Anbetracht der hohen Einstiegssummen, wieder neunen Nährboden findet. Derzeit gebe es nämlich kaum Anwendungsmöglichkeiten im privaten Bereich, die meisten Konzepte seien speziell auf die Bedürfnisse von Unternehmen zugeschnitten.
Somit würde bei einem Ausbau der 5G Netze den Betreibern aber ein immenser Einkommensfaktor – der normale User – verloren gehen, denn dieser fährt derzeit auch mit LTE recht gut. 5G hätte nur marginale Auswirkungen uns es gibt auch nur sehr wenige Softwareprodukte für mobile Endgeräte, die derzeit mit dem Standard umgehen können.
Doch auch bei diesen stellt sich die Frage nach Sinn und Unsinn, denn für die menschliche Nutzung – beispielsweise bei einem Spiel – machen 300 Mbit/s oder 1.500 Mbit/s keinen bedeutenden Unterschied aus, denn die Geschwindigkeit wird auch durch die technische Infrastruktur des Internets begrenzt.
Die Runden laufen
Doch unabhängig davon haben die Runden der Versteigerung begonnen, zu laufen. Wie lange es dieses Mal dauern wird, kann nicht gesagt werden. Bei der ersten Mobilfunkauktion überhaupt, diese fand im Jahre 2000 statt, waren es 127 Runden, bevor die Gewinner feststanden.
Bei dieser wurden damals mehr als 200 Milliarden Euro erlös erzielt. Zu ähnlichen Werten könnte es nun auch wieder kommen, denn bereits das Beispiel Italien zeigt, dass die Konzerne durchaus bereit sind, tief in die Tasche zu greifen. Hier wurden für die Frequenzen stolze 6,6 Milliarden Euro bezahlt, ein Schnäppchen im Vergleich zu dem, was in Deutschland bevorstehen könnte.
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