Die Zeit läuft ab – Telekom mahnt zu schneller Einigung in Huawei-Debatte

Jenseits von Corona gibt es noch andere Themen, die im Hintergrund durchaus die Gemüter erhitzen. So beispielsweise die 5G-Debatte um den Einsatz von Geräten, die vom chinesischen Zulieferer Huawei hergestellt werden.

Dabei ist es vor allem die Deutsche Telekom, die in den letzten Tagen immer häufiger mahnt, dass die Zeit langsam knapp wird. Zumindest für das Unternehmen selbst, denn sie verzichtet derzeit als einziger Kommunikationsdienstleister auf den Einsatz der Technik aus Fernost.

Doch nun drängt der Konzern auf eine schnelle Lösung der Frage, denn seit Dezember 2019 verzichtet man auf den Abschluss von 5G-Neuverträgen.

Ein Umstand, welcher die Telekom, langsam hinter den Konkurrenten zurückfallen lässt.

Der Netzausbau könnte scheitern

Die Deutsche Telekom hat sich in der Debatte um den chinesischen Netzausrüster Huawei, erneut zu Wort gemeldet. Das Unternehmen befürchtet massive Rückschläge für Deutschland, wenn nicht bald eine Entscheidung getroffen werde.

Im Dezember 2019 kündigte man an, dass keine weiteren Neuverträge auf Basis des neuen Mobilfunkstandards abgeschlossen werden würden. Die Telekom bezog somit klar Stellung zu den Vorwürfen gegenüber dem chinesischen Zulieferer und verzichtet seitdem auf den Einsatz der entsprechenden Module.

Lediglich die schon vorhandenen Bestände sowie die bereits gelieferten Testantennen, werden noch verbaut.

Anders sieht es hingegen bei den Konkurrenten Vodafone und O2 aus. Diese setzen weiterhin auf Huawei-Technik und generierten in den letzten Monaten ein deutliches mehr an Neukundenverträgen im 5G-Segment.

Während die Telekom vor allem mit Software-Updates agierte, um die bereits vorhandene Infrastruktur auf 5G umzustellen, nutzen die übrigen Unternehmen aktuelle Technik. Nun sei aber der Punkt erreicht, an dem dieser Ansatz an seine Grenzen stoße, teilte Telekom Deutschland-Chef Dirk Wössner, am vergangenen Mittwoch mit.

Es bedarf dringend eines Upgrades mit neuer Technik, da ansonsten große Flächen der Republik nicht mit dem aktuellen Funkstandard versorgt werden könnten, führte er weiter aus.

Politischer Druck

Der ehemalige Staatskonzern möchte allerdings keinen Alleingang wagen. So informierte die Telekom das Innenministerium, dass man nicht länger warten könne. Aufträge für die Lieferung neuer 5G-Technik müssten jetzt erteilt werden, wenn Deutschland beim Netzausbau nicht ins Hintertreffen geraten soll.

Daher habe man nun vor, die Partnerschaft mit Huawei zu intensivieren. Diese Entscheidung löst allerdings auch politischen Druck aus, denn amerikanische Regierungsstellen halten die Ausrüstung des chinesischen Konzerns immer noch für ein Sicherheitsrisiko. So wird weiterhin vermutet, dass Geheimdienste über eingebaute Backdoors, Zugang zu sensiblen Daten erhalten könnten.

Eine Verwendung der Komponenten könnte demnach auch einen Bruch mit den transatlantischen Partnern bedeuten. Verbindungen in das Deutsche Netz könnten demnach geblockt werden, um sicherheitskritische Anwendungen in den USA zu schützen. Ein Umstand, der für unzählige Kunden fatal wäre.

Genau dies wolle man aber verhindern, weshalb die Telekom gerade auch in Zeiten von Corona, stets in engem Kontakt mit den zuständigen Ministerien stehe. Dennoch dränge man nun auf eine schnelle Entscheidung, denn die Komponenten von Ericsson, die als Ersatz zum Einsatz kommen könnten, erfüllen in keinem Maße die Anforderungen, die an ein modernes Netz gestellt würden.

Fünfzigprozentige Versorgung

Bis zum Ende des Jahres möchte die Telekom eine fünfzigprozentige Versorgung der Bürger mit dem neuen Funkstandard gewährleisten. Ob dieses Ziel noch erreicht werden kann ist fragwürdig. Letztlich wird dem Unternehmen nichts anderes übrig bleiben, als sich über die Entschlüsse der Ministerien hinwegzusetzen, wenn es den Anschluss nicht verlieren will.

Ob dies Auswirkungen auf das Geschäft in den USA haben wird bleibt dabei offen, allerdings könnte sich die fatale Situation ergeben, dass die Telekom in den Staaten, deutliche Einschränkungen bei der Vergabe von Lizenzen erfährt. Schon jetzt ist der politische Druck hoch, die aktuelle Situation könnte nun die Lage weiter verschärfen.

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