Routerfreiheit: Nur ein Prozent der Kabelkunden nutzt die neuen Möglichkeiten
Verbraucherschützer haben lange Jahre für die sogenannte Routerfreiheit gekämpft. Seit rund einem Jahr ist diese nun auch tatsächlich gesetzlich verankert. Seitdem kann jeder Kunde frei entscheiden, welchen Router er nutzen möchte.
Zuvor hatten viele Internetanbieter und Kabelnetzbetreiber dies durch technische Hürden erschwert oder sogar unmöglich gemacht. Eine erste Bilanz der neuen Regelung fällt allerdings ernüchternd aus: Den Angaben von Vodafone Kabel Deutschland, Unitymedia und Tele Columbus zufolge nutzt nur etwa jeder hundertste Kunde einen eigenen Router.
Alle anderen setzen auch weiterhin auf das vom Anbieter – zumeist kostenfrei oder stark subventioniert – angebotene Modell. Ein echter Wettbewerb kann sich so aber nur schwer entwickeln.
Der neue Wettbewerb sorgte für innovative Produkte
Allerdings ist die echte Wahlfreiheit auch erst vergleichsweise kurz gesetzlich festgeschrieben. Es ist also durchaus nicht unwahrscheinlich, dass die Zahl der frei auswählenden Nutzer zukünftig weiter ansteigen wird.
Der Verbund der Telekommunikations-Endgerätehersteller (VTKE) sieht die Routerfreiheit daher als wichtige Errungenschaft und zieht bereits jetzt ein positives Fazit: Der zusätzliche Wettbewerb habe für mehr innovative Produkte gesorgt und komme so letztlich jedem Endkunden zugute.
Allerdings sind von der neuen Regelung nicht nur die namensgebenden Router betroffen, sondern beispielsweise auch Telefone, Telefonanlagen oder Alarmierungssystem. Auch wenn bisher noch vergleichsweise wenig Kunden tatsächlich gewechselt sind, sind sich die Hersteller in einem Punkt zudem einig: Zurück in die Zeit vor der allgemeinen Routerfreiheit möchte niemand.
Das Thema ist technisch recht komplex
Der Fachhandel hingegen zieht ein eher nüchternes Fazit der neuen Regelung. Kunden, die gezielt nach einem bestimmten Router fragen, sind auch dort nur sehr selten anzutreffen. In der Praxis macht sich die neue Wahlfreiheit daher so gut wie gar nicht bemerkbar.
Dies dürfte vor allem daran liegen, dass das Thema technisch recht komplex ist. Den Herstellern ist es bisher nicht gelungen, dem Endkunden aufzuzeigen, welche konkreten Vorteile er durch den Kauf eines eigenen, teureren Router erhält.
Kabelnetzbetreiber wie Vodafone Kabel Deutschland sind in diesem Punkt auch keine große Hilfe: Sie haben kein Interesse an einer großen Routervielfalt und empfehlen daher in der Regel nur das eigene Standardprodukt.
Die Kabelnetzbetreiber spüren keinen Druck ihrer Kunden
Die große Angst vor der neuen Wahlfreiheit der Kunden scheint bei den Kabelnetzbetreibern Vodafone Kabel Deutschland, Unitymedia und Tele Columbus ohnehin verschwunden zu sein.
So beschlossen die drei mit Abstand größten Anbieter in diesem Jahr, vorerst auf die Einführung der neuen Fritzbox zu verzichten. Offensichtlich gingen die Unternehmen davon aus, dass die Kunden auch mit den älteren Modellen zufrieden sind und nicht auf einen Wechsel bestehen werden.
Auch hier kommt den Kabelanbietern entgegen, dass vielen Kunden die Vorteile eines leistungsfähigen Routers nicht bewusst sind. Es bleibt abzuwarten, ob sich dies in den nächsten Jahren ändern wird. Für den Wettbewerb auf dem Routermarkt wäre dies auf jeden Fall ein wichtiger Schritt.
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