Der Kampf um 5G in den USA

Man sah es ihm nicht an und nach außen gab es überhaupt keine Regung, dass ihm das Ganze etwas ausmachen würde.

Es war der 10. Dezember 2019 und Timotheus Höttges schritt mit entschlossenem Gang und zuversichtlicher Mine in die 23. Etage des US District Courts in der 500 Pearl Street in New York.

Was auf dem Spiel steht: Nicht mehr und nicht weniger als die Zukunft der Amerikastrategie der Telekom und eines flächendeckenden 5G N3etzes in den USA.

Zur Verhandlung unter dem ehrenwerten Richter Victor Marrero steht die Fusion von Sprint mit T-Mobile, dem US-Ableger der deutschen Telekom. Das Ringen um einen Sieg, der die Mobilfunklandschaft der USA deutlich verändern könnte und Auswirkungen sogar bis nach Deutschland haben dürfte.

Das erste Mal

Das erste Mal ist immer Aufregend und manchmal auch nicht ganz so einfach. Nicht jedoch für Timotheus Höttges, CEO der Telekom. Am vergangenen Dienstag musste der Telekom-Chef dem US Court in New York, Rede und Antwort bezüglich der umstrittenen Fusion mit Sprint stehen.

14 Bundesstaaten der USA hatten geklagt, weil sie in dem Zusammenschluss eine Minderung des Wettbewerbes sehen. Zudem befürchten sie, dass die Kunden in Zukunft deutlich mehr für die Nutzung des Internets und das mobile Telefonieren bezahlen müssten. Besonders 5G brennt dabei allen unter den Nägeln, denn das Netz der Zukunft verspricht auch in den USA bahnbrechende Möglichkeiten und niemand möchte in diesem Segment etwas verschenken.

Höttges seinerseits sieht die Lage deutlich entspannter. Er muss sich dem Kreuzverhör stellen, in welchem der Anwalt der Gegenseite – Glenn D. Pommerantz – ihn mit allerlei Fragen bombardiert, die den Geschäftsmann in Widersprüche verwickeln sollen. Doch Höttges lässt sich davon scheinbar nicht beeindrucken.

Er Antwortet wie schon seinerzeit in London unter Eid, direkt, sicher und ohne Schnörkel. Hin und wieder ertönt ein genervtes Kommentar, dass es keinen Widersprüche zudem gebe, was er einst in London zu Protokoll gegeben hat.

Ihn wirklich „Dingfest machen“ kann der Anwalt der Anklage dann auch nicht. Das Spiel geht weiter unter den sichtlich amüsierten Blicken von Richter Marrero.

Die Schaffung eines deutschen US-Netzes

Hintergrund des Prozesses ist weniger die eigentliche Übernahme, als vielmehr die Tatsache, dass die Telekom fast neun Millionen Prepaid-Verträge an den Konkurrenten Dish übergeben hat um Kapazitäten zu schaffen.

Der Deal sieht vor, dass Dish das örtliche Netz der Telekom für sieben Jahre nutzen darf, um die Vertragsverpflichtungen zu erfüllen. Dieses Auslagern führte aber schnell zu der Vermutung, dass die Telekom auf Umwegen weitere Strukturen schaffen wolle, die letztendlich durch eine deutliche Stärkung im Markt der USA, den Wettbewerb verringern würden. Diesen weist Höttges jedoch konsequent zurück.

Der Telekom gehe es von Anfang an lediglich um die Errichtung eines landesweiten 5G Netzes zu guten Konditionen und mit einem hervorragenden Service. Dabei würde die Fusion gerade auf dem umkämpften 5G Markt zu einer Steigerung des Wettbewerbes führen, denn die übrigen Marktteilnehmer müssten sich schließlich der deutschen Konkurrenz erwehren.

Diesen Umstand untermauerte Höttges durch eine Aussage, die von sehr viel Selbstbewusstsein zeugt. „Wir sind deutsche Ingenieure und wissen wie man Netze baut“ ließ er im Gerichtssaal verlauten. Eine offene Kampfansage an AT&T und Verizon, die beiden großen Spieler auf dem US-Markt.

Einen Mehrwert schaffen

Nach dem Verhör gibt Höttges ein Statement ab. Das einzige Interesse der Telekom sei es, einen Mehrwert zu schaffen, von welchem alle Bürger der USA profitieren können. Er klingt nicht mehr wie ein deutscher Konzernchef, sondern eher wie ein amerikanischer Politiker.

Danach muss er weiter, mit dem sicheren Gang eines Mannes, der weiß, dass er heute seine Strategie in Amerika, seinen Plan für 5G in den USA, erfolgreich verteidigt hat. Selbst wenn eine Entscheidung noch nicht gefallen ist.

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